
Bolesławiec ist eine Stadt im Südwesten Polens, mit fast 40.000 Einwohnern. Sie liegt unweit des Dreiländerecks zwischen Deutschland, Tschechien und Polen. Über die in der Nähe verlaufenden Autobahnen A4 und A18, Landstraßen und eine internationale Zugstreckte verfügt sie über eine sehr gute Anbindung an Wrocław, Berlin, Dresden bzw. Prag. Bolesławiec gehört zu den ältesten und zugleich schönsten Städten Niederschlesiens. Nach der Überlieferung entstand hier bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts eine Siedlung, die vor 1251 ihre Stadtrechte verliehen bekam. Die Stadt verfügt über einen sorgfältig restaurierten historischen Gebäudekern und einen reichen Bestand an Bauten aus der Zeit vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Der größte Schatz der Stadt ist jedoch die einzigartige, mit der Hand hergestellte Keramik, für die Bolesławiec sowohl in Polen, als auch im Ausland bekannt ist. Die Tradition der Keramikherstellung reicht Jahrhunderte zurück. Das hiesige Töpferhandwerk konnte sich dank der nahe gelegenen reichen Tonvorkommen entwickeln. Seine Geschichte begann bereits im Mittelalter; bis Ende des 18. Jahrhunderts arbeiteten in der Stadt fünf Töpfereien, die alle in einer Töpferzunft vereint waren. Die Zunft schützte die ihr angehörenden Handwerker und sorgte für die Qualität ihrer Erzeugnisse. Dank dessen wurde das damalige Bunzlau zu einem starken und europaweit bekannten Keramikzentrum. Im 19. und 20. Jahrhundert kamen viele neue Töpfereien hinzu; in der Blütezeit betrug ihre Anzahl fast 30. Viele Werkstätten entwickelten sich zu modernen Industriebetrieben, unterstützt durch die Tätigkeit der Bunzlauer Keramischen Fachschule, die ihre Pforten 1897 eröffnete. Die Fachschule bildete nicht nur einheimische Töpfer aus. Die hohe Qualität der Ausbildung und ein innovativer Lehrplan zogen nach Bunzlau junge talentierte Schöpfer aus Europa, Amerika und sogar Asien an. Die Schule brachte zudem den örtlichen Töpfern moderne Herstellungs- und Dekorationsmethoden aber auch aktuelle Trends bei. Dank dessen wurde die Bunzlauer Keramik in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer weltweit anerkannten und geschätzten Marke. Diese großen Traditionen werden auch in der modernen Zeit fortgeführt. Über 30. verschiedene Betriebe in der Stadt und im Landkreis stellen heute keramische Erzeugnisse her. Das hier entstehende Steinzeug, verziert mit geschwämmelten Mustern und gemalten Motiven, wird in viele Länder exportiert und stellt ein Wahrzeichen von Bolesławiec dar. Die Tradition der „Stadt des guten Tons“ inspiriert auch die Tätigkeit der städtischen Kulturinstitutionen: des Kulturzentrums Bolesławiecki Ośrodek Kultury – Międzynarodowe Centrum Ceramiki, des Keramikmuseums und der öffentlichen Stadtbibliotek Miejska Biblioteka Publiczna – Centrum Wiedzy. Sie steht auch Pate für die zahlreichen kulturellen Veranstaltungen in der Stadt. Die größte – das Keramikfest in Bolesławiec– findet jährlich am dritten Augustwochenende statt und zieht regelmäßig 200.000 Besucher an.



